bodo-w.-kloes

Bodo W. Klös, Jahrgang 1952, lebt in Lich, Hessen. Erste Anfänge bei Gerhard Sturm 1977/78. radieren im Atelier, später Workshops. 1978 Bekanntschaft mit Dr. Richard Hiepe – der verlegt 2 Auflagen und dann in den Folgejahren bis zu 4 Auflagen jährlich.

Erste Ausstellungen 1980 in Westerstede, Giessen und Frankfurt, 1. Radierwerkstatt Elronds Haus. 1982 Bekanntschaft mit Magdalena Mannarini. 1982/83 Aufenthalt in Cabris/Südfrankreich Academie de Gravure. Hiepe vermittelt Ausstellungen nach Ostberlin und Armenien.

Teilnahme an der Intergrafik Ostberlin. 1983 Geburt des Sohnes Jan-Paul. Ausstellungen in Frankfurt und Giessen 1984 Ausstellungen in Dieburg, Hameln, Cabris/Frankreich. Erste Grafikmappe „Blau-Schwarz” erscheint im Selbstverlag.

Bekanntschaft mit Klaus Böttger, der Vorbild und in den folgenden Jahren Vermittler von Geheimnissen der Radiertechnik wird. 1985 mit Günther Hermann, Dieter Hoffmeister und Bernd Lang Gründung der Produzentengalerie 42 in Giessen, Ausstellungen in Saarbrücken, Heidelberg und Giessen 1986 in Lampertheim, Bonn, Wetzlar und Lörrach. 2. Mappe „torsi barracuda” mit erotischen Radierungen in Holzkassette. Im Verlag der Neuen Münchner Galerie erscheint das 1. Verzeichnis der Radierungen 78-86. Ausstellung in München, Arnsburg, Wetzlar 1987/88 zwei Grafikmappen, Jan-Paul gewidmet: „Fundstücke” und „zerbrechliche Zeiten”. Ausstellungs- und Malprojekt mit Hoffmeister und Krahforst zum Thema „nackte”. Es erscheint ein Ausstellungskatalog. Die Ausstellung wird in 3 Städten gezeigt. Weitere Ausstellungen in Karlsruhe, Wetzlar, Heidelberg, Lorsch 1989/90 Ausstellungen u. a. in Lingen, Marburg, Lüdenscheid, Kirchheimbolanden. Die Grafikmappe „Mäuseherbst” entsteht.

1990 erste Grafikserie zu Wilhelm Busch´s Hans Huckebein. Mit Hanne Rischmann Ausstellungsprojekt „Spurensuche”. Ausstellungen in Lüdenscheid, Wetzlar, Lich. Bekanntschaft mit Galerist Karlheinz Voll, der zu weiteren Rabenbilder motiviert. 1991 Geburt der Tochter Francesca. Ausstellungen in Lampertheim, Norden/Friesland, Lübeck. Daneben immer wieder wöchentliche Aktsitzungen mit Modellen, meist mit Hoffmeister. Ausstellung Karlsruhe mit Modell Ulli und D. Hoffmeister. Weitere Ausstellungsprojekte sind „Thema: rot” „Jaques Callot zum Geburtstag”, „Hurdie Gurdie Girls” mit Holde Stubenrauch und Kollegen… Ausstellungen in Lübeck, Wetzlar, Giessen, Lorsch … und sonst: Hiepe verlegt weiter Auflagen, Malprojekt mit Schülern – ……kleiner etwa drei Jahre dauernder Ausflug in die Malerei. Es entstehen große Leinwände, häufig Stilleben. Mit Hoffmeister Malprojekt „Sichtweisen” (1993) – die Ausstellung wird in 4 Städten gezeigt. 1993 Radierzyklus „radierte Träumchen” entsteht. Ausstellung „Heinrich Will”, zum Gedenken an den 1943 hingerichteten Maler aus Giessen.  Eine zweite Mappe zu Hans Huckebein erscheint. Bekanntschaft mit Bele Bachem. Ausstellungsprojekt „Masken” mit Bildern, Tanz und Performance, eine Aktion der Produzentengalerie 42, Giessen. Im Verlag der Neuen Münchner Galerie Dr. Hiepe   2. Verzeichnis der Radierungen 86- 93. Erste Zusammenarbeit mit dem Druckkollektiv Giessen, Bernd Lang. Ausstellungen in Frankfurt, Lüdenscheid, Giessen 1994 Ausstellung mit Hoffmeister in Tulsa/Oklahoma USA, in der Galerie Stubenrauch in Espa Ausstellung zum Thema „tango” …. und daneben, neben Raben, Portraits, Tango immer wieder Nacktes. 1994 Beendigung der Mitarbeit in der Produzentengalerie 42, Giessen. Karlheinz Voll und Birgit Klös gründen die edition noir in Lich. Ausstellungen in Frankfurt, Lübeck, Genua/Italien,

1995 Beschäftigung mit dem Thema „Bühne” (Theater, Leben, Lüge). Erste Bilder und Entwürfe entstehen. 1996 Ausstellung zum Thema „Schuhe” in der edition noir. 1996-99 Teilnahme an der Art multiple in Düsseldorf sowie bis heute Teilnahme an den Buchmessen Frankfurt und Buchmesse Leipzig mit edition noir. Erste Veröffentlichung erotischer Texte (Prosa und Erzählung) im Verlag Claudia Gehrke – weitere in den folgenden Jahren. Zusammentreffen mit Peter Pretor, Dr. Klaus Richartz und Tom Koenigs. Mit diesen und all den anderen Rabenfreaks entsteht die Idee ein umfangreiches Rabenbuch zu erstellen. Bernd Lang und Karlheinz Voll sind wesentlich an der Verwirklichung beteiligt. Das Buch „der Rabe” erscheint 1997 und in zweiter erweiterter Auflage 1999 und dritter Auflage in 2001. Ausstellungen in Luxembourg, Neuburg/Donau, Lich, Giessen, Freiburg, Aschaffenburg u. a.

1998 Bekanntschaft mit Wolfgang Grätz, Büchergilde Gutenberg. Die erste Grafikfolge zum Thema Bühne und Theater wird in einer Holzkassette aufgelegt:„theater kurios” Ausstellungen in Luxembourg , Freiburg, Gevelsberg. 1999 Ausstellungen in Bad Lippspringe, Aschaffenburg, Neuburg/Donau. Nach der Idee der japanischen Shungas entsteht das Skizzenbuch Nr.1 „eine Maskerade zur Unterhaltung feiner Leute” und wird in der edition noir verlegt, 2000 folgt „Schuhe, en passant” als Skizzenbuch Nr.2 – Ausstellungen in Burghausen, Heilbronn und Luxembourg. 2001 in Lorsch, Frankfurt, Lich. Initiator des Mailartprojekts mit 120 Kollegen zum Thema „Liebe zur Jahrtausendwende” – dokumentiert in einem Buch, gezeigt an 6 Ausstellungsorten. Erste Übermalungen von Büchern. In der Edition Aurika, Frankfurt erscheint der Zyklus: 12 Radierungen zu den Tierkreiszeichen. 2002 Edition noir verlegt Skizzenbuch Nr.3 „journal nocturne”. Ausstellungen in Espa, Luxembourg, Aschaffenburg, Stuttgart. 2003 Mappe „natura morte cevenol” erscheint: 25 Radierungen die auf einer Wanderung durch die Cevennen entstehen, zusammen mit ca. 300 Fotografien. Erste Versuche mit großformatigen Radierungen. Ausstellungen in Jena, Pronstorf, Salzburg, Wien

2004 erscheint das Verzeichnis der Radierungen. Band III,   Ausstellungen in Innsbruck, Dresden, Wien,  2005 Ausstellungen in Frankfurt, Artclub, Wien, Espa, Lübeck. Zusammen mit Paul Klös wird die BESSINGER HANDPRESSE  gegründet. Es erscheinen erste Mappen und originalgrafische Bücher: „Sofadamen” zusammen mit der Autorin Jacqueline Strobel aus Chemnitz, Monatsbücher als Originalradierung („ein Februar”, „September”, „August”) je zusammen mit einer AudioCD eigens komponierter Musikstücke zu den Radierungen.

2006 umfangreiche Retrospektive der grafischen Arbeit im Oberhessischen Museum, Giessen. Mit Martin Konietschke wird der im Sommer 2005 begonnene Dialog auf einer Radierplatte beendet und erscheint als Mappe „Herr Konietschke und Herr Klös bitten zu Tisch”. Ausstellung Galerie Liebau, Burghaun bei  Hünfeld ,    Dormitorium des Kloster Arnsburg / Lich ,   Galerie Birgit Fehr in  Buchholz / Hamburg –  …entsteht das Monatsbuch  „” mit einer CD von Anne Heisig am Saxophon –  2007  Ausstellungen:  Museum Freilassing,  Galerie Maassarbeit, Hamburg,  Galerie Berlinicke Wildeshausen, Galerie MariJo in Volkach am Main, Galerie Capriola  Aschaffenburg. Ausstellungsbeteiligung „elle”  SchortgenEditions, Luxembourg  u.a.   2008 Ausstellung Kunstverein Hof, SchortgenEditions Luxembourg, Galerie Wendelinskapelle Marbach, Werkstattausstellung edition noir., Kunsthalle Ammersee, Galerie Bernardi Aachen. Ausstellungen : Werkstattausstellung edition noir., Kunsthalle Ammersee, Galerie Bernardi Aachen. Das Buch „Hokaido und andere Köstlichkeiten” das in den letzten Jahren in Frankreich entstand und in dem alle Texte von Klös selbst sind, erscheint und wird bei der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Viele Lesungen folgen.

2009 Bekanntschaft mit Tomi Ungerer und Alvaro Rebelledo Godoy mit denen gemeinsam in der Bessinger Handpresse ein Buchkunstprojekt zu Tomi Ungerers unveröffentlichten Zeichnungen verwirklicht wird. Ausstellungen u.a. im Museum Butzbach, Hessen, Galerie in der Marktgasse, Erfurt, Galerie Kramer Cloppenburg, Galerie Capriola Aschaffenburg, Kunsthandel Franz Xaver Müller Würzburg  – sowie  verschiedene Lesungen in Galerien und Buchhandlungen aus dem Buch „Hokaido”  2010 Ausstellungen in Luxembourg edition Schortgen, Frankfurt Artclub Büchergilde Gutenberg, Galerie Renz, Stuttgart

Dezember 2010: Auszeichnung der Gesellschaft für Originalgrafik Paris

(La Gravure Originale, Paris) zusammen mit 2 französischen Künstlern.

2011 Ausstellungen in Galerie Aquaforte, Berlin, Kunstverein Hof,

Galerie Quincaillerie Barjac / Frankreich, Stadthaus Wetzlar

Kloster Arnsburg/Lich Gemeinschaftsausstellung mit Günther Hermann,

Amthof Fefldkirchen/Kärnten,  Galerie in der Remise, Coburg,  Arthus-Galerie, Zell

Bodo W. Klös

Lustvoll – ein bisschen melancholisch!

In Bodo Klös lebt das versonnene Staunen vor einer toten Kröte, wie der wachverträumte Blick auf pralle Weiblichkeit. Ein Wurzelstück oder ein welkes Blatt sind ihm Anlass zur Betrachtung, zum Nachdenken und Zeichnen, auch die Figurinen der Zeiten im kuriosen Theater der Welt.

Er relativiert die Dinge und Menschen, misst sie am Alltag, an seinem Leben. Er zeigt im Radieren und Zeichnen die Fesselung an die Geschlechtlichkeit und die Furcht vor dem Tod, die Verzweiflung am Leben und die Lebensfreude.

Skepsis, Humor, Biss und Esprit teilt er mit den aufklärerischen Grafikern und Zeichnern seit Jaques Callot (1592-1635), Francisco de Goya (1746–1828) oder Honoré Daumier (1808– 1879) – unter den heutigen mit Klaus Böttger, Erhard Göttlicher, Peter Sorge und anderen. Sie alle sind satirische Moralisten, aber bei Bodo Klös mischt sich eine verhaltene Melancholie mit ein.

Den überbordenden Konsumismus unserer Tage sieht er eher mit Depression, denn die globalisierte Weltordnung ist die Geschäfts-(te)-ordnung geworden. Groteske Verzerrungen können da zwar die Wahrheit hervorheben, aber an der epidemischen Lähmung der Menschen und ihrer fragmentarischen Existenz zwischen Wirtschaftlichkeit und Arbeitslosigkeit ist wenig zu ändern. Das Leben ist ein masochistisches Vergnügen, ein Schattenboxen, eine Sisyphusarbeit – immer während und – vergeblich! Die Kunst von Bodo Klös besitzt sozial engagiertes Profil, er durchdringt sie teils symbolisch und mit seinen Möglichkeiten der Poetisierung. Er zeigt nicht nur den Schattenkämpfer, sondern auch das Leben als eine Jonglage auf einem Einrad. In seinen Einzelblättern, Illustrationen, Büchern, Mappenwerken verdeutlicht er Alltag und das Heute, den Etikettenschwindel und die geheimen Freuden, die zärtlichen Tröstungen. Was seine Kunst sympathisch macht, ist, dass sie nicht distanziert, ironisch, sarkastisch ist, dass man vielmehr eine liebevolle Anteilnahme spürt.

Das Triviale, das Gewöhnliche, das Fragment sind Träger seiner sinnenhaften, sinnbildhaften Deutung. Damit erreicht er Unmittelbarkeit. Im ewigen Vorbei ist das Lebendige immer das Ausschnitthafte. In seinen Kalenderblättern werden die Menschen und Dinge zu Statisten und Requisiten. Bodo Klös gibt ihnen eine neue Würde. Er verdeutlicht Lebenskonflikte und Lebensfreude sinnlich, sinnstiftend. Durch Aufbrüche und Verschmelzungen der Details, durch Weglassen und Addition, durch Perspektiveveränderungen – große Nähen und Umräumlichkeiten – gestaltet er die Menschenexistenz zu einem gewaltigen Tanz zwischen Tod und Tango, voyeuristischer Freude und Lebenslust. Jedes Blatt, das er bezeichnet, überzeichnet, bekratzt ist ein Kalenderblatt vor dem jüngsten Tag. Da tröstet der frivole Reiz so mancher Dame, die mit laszivem Raffinement sich streckt und dehnt. Die Freude an schön geformter Nudität besitzt bei ihm eine selbstverständliche Großzügigkeit. Seine sensuellen Frauengestalten mit grazilem Linienspiel zeigen in einer Welt ohne erotische Tabus vor allem sein Frauenlob – seine Liebe – lustvoll.

Dr. Friedhelm Häring, 2006, Oberhessisches Museum Giessen